Koblenz

Zur Fußball-Europameisterschaft 2024: Wir suchen Turnier-Anekdoten und Bilder unserer Leser

Philipp Lahm
9. Juni 2006: Bastian Schweinsteiger (links) und Torsten Frings (rechts) bejubeln Philipp Lahms 1:0 gegen Costa Rica. Foto: Daniel Karmann/dpa

Vom 14. Juni bis 14. Juli findet in Deutschland die Fußball-Europameisterschaft statt. Kann auch dieses Turnier einen ganz besonderen Zauber entfalten? Im Rahmen einer Leseraktion können Sie uns von Ihren speziellen Fußball-Erlebnissen berichten:

Lesezeit: 4 Minuten
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An jenem 9. Juni 2006 lohnte sich frühmorgens der Blick aus dem Fenster. Blauer Himmel, Sonnenschein, und auch die Temperaturen kletterten in München über die 20-Grad-Marke. War es die Woche zuvor über Pfingsten noch empfindlich kühl gewesen, so kündigte sich an diesem Freitag der Sommer an. Endlich.

Ob es auch den deutschen Fußball-Fans warm ums Herz werden würde, war damals so früh am Tag noch unklar. Am Abend sollte im Münchner Stadion das WM-Eröffnungsspiel zwischen der Elf von Bundestrainer Jürgen Klinsmann und Außenseiter Costa Rica angepfiffen werden. Doch die Leistungen der DFB-Auswahl im Vorfeld des Turniers im eigenen Land waren zu durchwachsen, um so etwas wie WM-Euphorie aufkommen zu lassen.

Eine 1:4-Pleite in Italien noch im März 2006 hätte dem forschen Klinsmann, der binnen kürzester Zeit den verstaubten DFB auf links gedreht hatte, fast den Kopf gekostet. Der Optimismus mit Blick auf einen furiosen WM-Verlauf für das deutsche Team hielt sich in engen Grenzen. Und das Turnier-Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“ war anfänglich auch nicht mehr als ein Versprechen, von dem keiner so recht wusste, wie es eingelöst werden sollte.

Erzählen Sie uns Ihr besonderes Turnier-Erlebnis

Sie haben ebenfalls die eine oder andere schöne Erinnerung an die Heim-WM 2006 von einem Stadionbesuch bei Spielen der deutschen Mannschaft? Oder denken mit einem Lächeln im Gesicht zurück an andere große Turniere, bei denen sie vor Ort dabei waren, um die DFB-Elf zu begleiten und anzufeuern? WM 1990 in Italien, EM 1996 in England oder wann auch immer.

Sie haben nicht nur tolle Erlebnisse im Kopf, sondern auch schöne Fotos daheim? Wenn Sie der Meinung sind, dass genau Ihre Geschichte es wert ist, mal publiziert zu werden, dann schicken Sie uns genau diese Geschichte zu an die Mailadresse leserbetreuung@rhein-zeitung.net.

Ihre Geschichte sollte 5000 Zeichen nicht übersteigen. Möchten Sie uns postalisch etwas zusenden (Text und Fotos), dann lautet die Adresse:

Rhein-Zeitung, Lesermarkt und Marketing, Stichwort: Turnier-Geschichten mit der dt. Nationalmannschaft, Mittelrheinstraße 2-4, 56072 Koblenz

Parallelen zum Hier und Heute sind nicht von der Hand zu weisen. Fünf Monate vor dem Beginn der EM im eigenen Land überwiegt bei den deutschen Fußball-Fans die Skepsis. Durch ihr frühes Ausscheiden bei den WM-Turnieren 2018 in Russland und 2022 in Katar hat die DFB-Elf enorm an Reputation eingebüßt – und seitdem herzlich wenig dafür getan, diesen Imageverlust wettzumachen.

Selbst unter Hoffnungsträger Julian Nagelsmann gab es zuletzt zwei ernüchternde Niederlagen gegen die Türkei und Österreich. Das Vertrauen in das sportliche Vermögen dieser Mannschaft ist nicht eben groß. Kommt da noch was? Findet Jung-Coach Nagelsmann noch die richtige Mischung? Erleben wir vielleicht doch noch ein Sommermärchen 2.0 in diesem Jahr? So lauten die bangen Fragen. Und viele knüpfen ihre Hoffnungen an den Juni 2006.

Es herrscht „Kaiserwetter“

Denn seinerzeit waren das „Kaiserwetter“ am Tag des Eröffnungsspiels, das 4:2 selbst und der Last-Minute-Sieg fünf Tage später in Dortmund gegen Polen so etwas wie ein Fanal für das, was wir heute als Sommermärchen bezeichnen. Zweimal 90 Minuten reichten seinerzeit aus, um aus rein sportlicher Sicht Zweifel in Zuversicht zu verwandeln. Aber da war ja noch viel mehr. Die im Ausland oftmals als eher stocksteif empfundenen Deutschen entpuppten sich plötzlich als weltoffene, ungeahnt zugängliche Gastgeber mit der Lizenz zum Freundlichsein.

Der erfrischende Fußball, den Klinsmann spielen ließ, der treffsichere Miroslav Klose, die „jungen Wilden“ Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski und nicht zuletzt das „gute Händchen“ des Trainers beim 1:0 gegen Polen ebneten seinerzeit den Weg für ein Turnier, das schnell zu einem Ereignis von gesamt-gesellschaftlicher Bedeutung auswachsen sollte.

Es sind diese zwei WM-Momente, die der Zuschauer im Stadion wohl immer mit diesem Turnier in Verbindung bringen wird. Im Eröffnungsspiel gegen Costa Rica war es Philipp Lahm, der schon nach sechs Minuten der Begeisterung den Weg ebnete. Unvergessen, wie der nicht eben für seine Torgefährlichkeit bekannte Außenverteidiger nach innen kurvte und fast vom Strafraumeck den Ball in den rechten Knick schlenzte. Es war das frühe 1:0, und wie weggewischt schien alles Unbehagen, alle Unsicherheit der Wochen vor dem großen Ereignis.

Erleichterung und Begeisterung

Der Fußball zog in jenen Tagen alle Register, um die Herzen der Fans zu gewinnen und eine ganz besondere Stimmung im Land zu erzeugen. Der Sieg gegen Costa Rica hatte Erleichterung und aufkommende Begeisterung beschert, das Polen-Spiel war zum guten Schluss eine Erlösung.

90 Minuten lang hatte die deutsche Mannschaft vergebens versucht, das polnische Defensiv-Bollwerk zu knacken. In Minute 63 brachte der Trainer seinen Joker. Die WM-Nominierung von BVB-Rechtsaußen David Odonkor hatte hierzulande die Fußball-Welt in Erstaunen versetzt. So war er, der Jürgen Klinsmann. Unkonventionell im Denken und Handeln, manchmal erfrischend, ein anderes mal auch schon mal befremdend anders. Den ungemein schnellen, fußballerisch aber beschränkten Odonkor mit zur WM zu nehmen, das war eine Maßnahme, die sich an diesem Abend auszahlen sollte.

In der ersten Minute der Nachspielzeit setzte sich der Dortmunder auf dem rechten Flügel durch, gab scharf nach innen, wo der nach 70 Minuten eingewechselte Oliver Neuville herangerauscht kam und den Ball ins Tor drückte. Der Rest war ein Jubelorkan, der letztlich alle Zweifel und Skepsis hinwegfegte, die dieses Turnier im Vorfeld begleitet hatten.

Fähnchen an den Autos

Ein unvergessener Moment. Ebenso gut erinnerlich wie das heftige Sommergewitter, das sich noch in der Nacht auf der Heimfahrt entlud – irgendwie passend zum Spielverlauf in der überkochenden Dortmunder WM-Arena. Am nächsten Tag herrschte in Übrigen wieder Kaiserwetter. Wie dem Turnier überhaupt bis zum Schluss die Sonne scheinen sollte.

Die DFB-Elf scheiterte erst im Halbfinale am späteren Weltmeister Italien. Der besonderen Stimmung in diesen WM-Tagen tat das keinen Abbruch. Deutschland-Fähnchen als Autoschmuck, große schwarz-rot-goldene Banner auf den Balkonen – selbst der Nationalismus kam in diesen Tagen nicht etwa übersteigert, sondern sympathisch rüber.

Kann das im Sommer wieder funktionieren? Die Stimmung ist gerade eine seltsame im Land. Die Politik polarisiert in Ausrichtung und Stil gleichermaßen, das Jammern über die Nationalkicker ist Volkssport geworden. Dabei ist die Sehnsucht nach einem sportlichen Erfolgserlebnis groß. Das hat die Begeisterung um die deutschen Basketballer beim WM-Gewinn 2023 gezeigt. Und wer weiß, vielleicht braucht es ja auch bei der Europameisterschaft im Sommer nur zwei Spiele, um das Feuer wieder zum Lodern zu bringen.