Dernbach

SOS aus dem Krankenhaus Dernbach: Verantwortliche appellieren an Öffentlichkeit

Krankenhäuser unter Druck: Verantwortliche des Herz-Jesu-Krankenhauses in Dernbach bittet nun die Öffentlichkeit um Unterstützung.
Krankenhäuser unter Druck: Verantwortliche des Herz-Jesu-Krankenhauses in Dernbach bittet nun die Öffentlichkeit um Unterstützung. Foto: Markus Eschenauer

Das Gesundheitssystem steht unter immensem Druck. Das Herz-Jesu-Krankenhaus in Dernbach bittet nun die Öffentlichkeit um Unterstützung. Was wollen die Verantwortlichen genau? Und wieso schließen sie sich einer Forderung nach einer Brückenlösung an? Den offenen Brief lesen Sie hier.

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Noch bevor die Krankenhausreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach beschlossen wurde, mussten DRK-Krankenhäuser unter anderem im Westerwald erst vor Kurzem Insolvenz in Eigenregie anmelden.

Die prekäre Situation hat das Herz-Jesu-Krankenhaus Dernbach nun veranlasst, einen offenen Brief an Vertreter der Bürgerschaft sowie die Stakeholder (im Deutschen etwa Anspruchsgruppen) im Einzugsgebiet des Herz-Jesu-Krankenhauses zu schreiben.

Wir veröffentlichen an dieser Stelle den Text von Carmen Elschner (Kaufmännische Direktorin), Christoph Lerchen (ärztlicher Direktor) und Jörg Philipps (Pflegedirektor) im Wortlaut.

Der offene Brief im Wortlaut

„Sehr geehrte Damen und Herren,

die deutschen Krankenhäuser werden am 20. September mit einem bundesweiten Protesttag auf ihre schwierige wirtschaftliche Lage aufmerksam machen. Mit Demonstrationen in mehreren Bundesländern und einer Kundgebung in Berlin fordern die Kliniken einen Ausgleich für die unter anderem durch die anhaltende Inflation extrem gestiegenen Kosten.

Die Geschäftsführung der Katharina Kasper ViaSalus GmbH, Trägerin unseres Herz-Jesu-Krankenhauses in Dernbach, sowie wir als Kaufmännscher Direktor, Ärztlicher Direktor und Pflegedirektor dieses Krankenhauses nehmen gemeinsam mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unsere Verantwortung für die Gesundheitsversorgung der Bürgerinnen und Bürger in unserem Einzugsgebiet wahr und wollen diesem Auftrag auch in Zukunft gerecht werden.

Wir brauchen Reformen, was das gesamte System auf Seite der Kostenträger betrifft.

Wir sprechen Sie heute als Vertreter*in der Bürgerinnen und Bürger unseres Landes an und bitten Sie um Ihre Unterstützung. Wir brauchen Reformen, was das gesamte System auf Seite der Kostenträger betrifft. Wir brauchen ebenso Reformen auf Seite der Leistungserbringer inkl. der Standortfrage. Und wir brauchen eine andere, bessere Form der Zusammenarbeit von ambulantem und stationärem Sektor.

Unabhängig davon, was mit der Krankenhausreform verabschiedet wird, braucht es zu deren Umsetzung uns Gesundheitsdienstleister als Ansprechpartner – denn auch für die Aufhebung eines Standortes bedarf es eines handlungsfähigen Trägers der betroffenen Einrichtung.

Die aktuelle Situation führt bei einer Mehrheit von Krankenhausträgern zu hohen Defiziten und treibt manche sogar in die Insolvenz. Die aus solcher Not heraus geborenen Lösungen wie die Zusammenlegung von Standorten, der Verkauf an größere Trägergesellschaften oder die Schließung von Einrichtungen führen oft nur zu einer kurzfristigen Verbesserung der Situation. Zumal sich erst nach Verabschiedung der Krankenhausreform beurteilen lässt, welche Parameter für eine Entscheidung herangezogen werden sollten.

Wo Infrastruktur, Ärzte und Pflegekräfte einmal verloren gegangen sind, ist dies nicht wieder rückgängig zu machen.

Wir plädieren darum für eine Brückenlösung in Form einer auskömmlichen Finanzierung der tatsächlichen Betriebskosten. Und zwar mindestens, bis die Krankenhausreform verabschiedet und damit die Rahmenbedingungen bekannt sind, auf deren Basis dann ein sinnvoller Strukturwandel anstelle der aktuell als 'kalte Strukturreform' bezeichneten Geschehnisse durchgeführt werden kann. Denn wo Infrastruktur, Ärzte und Pflegekräfte einmal verloren gegangen sind, ist dies nicht wieder rückgängig zu machen.

Darum werden wir am 20. September dem Aufruf der DKG und KGRP folgen und mit möglichst vielen Mitarbeitenden in Mainz auf dem Markt vor dem Dom demonstrieren.

Sie haben eine Stimme in der Politik und Öffentllichkeit, die Bürgerinnen und Bürger Ihres Wahlkreises haben Ihnen ihre Stimme gegeben: Wir bitten Sie, erheben Sie die Stimme mit uns, um das Krankenhaussterben zu stoppen!"